Jeder Tag ist ein guter Tag

„Jeder Tag ist ein guter Tag“ – Buddha

Diese Aussage habe ich in der letzten Woche wirklich angezweifelt. Wie wohl jeder Mensch das ab und zu macht.

Warum war das bei mir so?

Nun, auch mich und meine Familie hat Corona nun erreicht. Und mich hat es – trotz Boosterimpfung – völlig aus der Bahn geworfen.

 

 

Die Symptome liefen in folgender Reihenfolge ab, wobei sie sich zum Teil natürlich gleich zu mehreren überlappten: mörderische, zermarternde Kopfschmerzen, die mit Schmerztabletten kaum unter Kontrolle zu bekommen waren, 40°C Fieber in Kombination mit Schüttelfrost, Husten, dass ich dachte, meine Bronchien fliegen gleich mit raus, Hals- und Ohrenschmerzen, die auch kaum wegzubekommen waren, und in der Folge völliger Stimmverlust.

Das Schlimmste für mich war die Hilflosigkeit. Schmerztabletten schlugen kaum an. Also: erdulden und warten, dass es vorüber geht. Manchmal echte Angst um mein Leben, wenn ich nach kurzem Schlaf um vier Uhr morgens mit einem gewaltigen Hustenanfall aufwachte und ehrlich das Gefühl hatte: jetzt ersticke ich.

Wie mag es den armen Menschen ergehen, die beatmet werden mussten? Ich bin froh, dass ich das nicht miterleben musste.

Da ist dann gefühlt wirklich nicht jeder Tag ein guter Tag.

Dass es mir da schon fast egal war, dass ich meinen Taijitrainerlehrgang absagen musste, ist sehr bezeichnend. Ich wollte einfach nur, dass es vorüber geht. Alles andere war zweitrangig.

 

Waren es wirklich schlechte Tage?

Und doch gab es in dieser ganzen Krankheitsphase Dinge, an denen ich mich wirklich erfreut habe.

Mein Mann, selbst krank, wenn auch nicht ganz so mitgenommen wie ich, der sich rührend darum gekümmert hat, dass ich so weit wie möglich alles hatte.

Mein älterer Sohn – als einziger wacker gesund – der für uns ständig Kleinigkeiten besorgt hat und dafür ohne Murren jederzeit aufs Rad gestiegen ist.

Meine Tochter, die aus der Ferne wenig machen konnte und doch ganz besorgt um das Wohl ihrer Mutter war.

Meine Freundin, die den gesamten riesigen Wochenendeinkauf gemacht hat, der noch größer wurde, weil unser Jüngster, ebenfalls an Corona erkrankt, Geburtstag hat.

Meine andere, älteste Freundin, die weit weg wohnt und doch, trotz der ganzen Arbeit, die sie im Moment hat, die ganze Zeit ein offenes Ohr und ein gutes Wort für mich hatte.

Mein Jüngster, der plötzlich ganz nah bei mir saß und häkeln lernen wollte. Ich habe es ihm vorgehäkelt, weil ich ja gar nicht sprechen konnte. Und so haben wir stundenlang da gesessen und Schmetterlinge gehäkelt.

 

 

Glück im Nachhinein

Ich habe mich wirklich schlecht gefühlt, und in den Momenten wusste ich die ganzen Gesten nur bedingt zu schätzen, weil ich so mit mir selbst beschäftigt war, dass es mir zum Teil erstmal gar nicht aufgefallen ist.

Doch jetzt, wo es allmählich wieder bergauf geht, ich meinem Jüngsten beim Auspusten seiner Geburtstagskerzen zusehen konnte ohne das Gefühl, gleich wegen mangelnden Kreislaufs vom Stuhl zu fallen, und ich zumindest schon einmal wieder gerade sitzen kann (wenn auch immer noch nicht sprechen), jetzt geht mir auf, was für ein unglaubliches Glück ich habe.

 

 

Menschen, die mich wirklich lieben, die sich einfach um mich kümmern, wenn ich selbst dazu nicht in der Lage bin. Menschen, die trotz meines schlechten Zustandes meine Nähe suchen und etwas mit mir machen möchten, was ich in diesem jämmerlichen Zustand fähig bin zu machen – das ist wahres Glück, und macht selbst einen Tag, an dem ich mich wirklich ganz und gar nicht gut fühle, zu einem guten Tag.

Manchmal erfasse ich einfach erst im Nachhinein, wieviel Glück ich habe, auch wenn es sich in dem Moment wirklich nicht danach anfühlt.

 

Und so hoffe ich, dass ihr alle gesund seid und bleibt, und solltet ihr doch krank werden, dass ihr Menschen habt, die sich um euch sorgen.

Denn dann ist auch der Tag, an dem ihr euch zu krank fühlt um das zu bemerken, ein guter Tag!

 

Liebe Grüße

Eure Daniela

2 Antworten

  1. Gute Besserung! Hoffentlich bist Du bald wieder fit und es bleiben keine längerfristigen Beeinträchtigungen.

    Dein Blog erinnert mich an unsere letzte Europa-Reise Ende 2019. Im Harz bekam ich innerhalb weniger Stunden ganz heftiges Fieber, gefühlt auch so um die 40 Grad, und einen Husten, wie ich ihn in meinem ganzen 62-jährigen Leben noch nie erlebt hatte, ganz tief aus den Lungen heraus. Ob das schon COVID-19 war oder ein anderer, unbekannter Erreger, läßt sich nicht mehr feststellen.
    Zum Glück hatten wir eine kleine Ferienwohnung, ich habe mich sofort isoliert und niemand in meinem Umfeld angesteckt. Die Krankheit verschwand dann genauso schnell, wie sie gekommen war, ein völlig ungewöhnliches Krankenbild.
    Na ja, das Schönste an einer Krankheit ist, wenn sie wieder vorbei ist.

    Nochmals, alles Gute und werd schnell wieder ganz gesund!

  2. Liebe Daniela,

    während ich Dein Erlebnis so durchlese entdecke ich mich selber darin und kann da richtig mitfühlen!

    Heute nehme ich die Erkrankung als Geschenk! Geist und Körper wurden von allen Nebensächlichkeiten gereinigt, und ich bin seitdem viel mehr im Focus!

    LG Attila